Sebastian Richter: „Axt 1 + Axt 2“ – Deutsch/German

Die beiden Äxte gehören zu den jüngsten der vom Glasmuseum Wertheim e.V. erworbenen Glasobjekte für die Internationale Studioglas-Sammlung. Anlass war der 2011 von Coburg ausgelobte 3. Europäische Glaspreis.

Ein „handelsüblicher“ Holzstiel und ein „handelsübliches“ Axtblatt aus Eisen, wechselseitig in Glas nachgeformt – so präsentieren sich Sebastian Richters „Axt 1 und Axt 2“. Richter lebt in Halle, dort, wo sich neben München das Zentrum innovativer neuer Glaskunst befindet.

Was bei Richters „Äxten“ fasziniert, ist weniger die technische Seite als vielmehr das künstlerische Konzept, das die Studioglas-Generation von heute auszeichnet. Auffallend häufig tauchen dabei scheinbare Alltagsgegenstände aus Glas auf. Durch Verfremdung rufen sie eine ungewohnte Sichtweise beim Betrachter hervor und werden in dessen Bewusstsein zu etwas Neuem. Richter setzt ebenfalls auf diese Irritation beim Betrachter: Dieser fragt sich, ob eine wirkliche Axt jemals so bedrohlich wirkt wie diese verfremdeten „Äxte“.

„Denn Gewalt“ – so Richter – „ist allgegenwärtig in unserer heutigen Zeit, wir reagieren gleichgültig auf sie, haben uns an sie gewöhnt. Beim Betrachten der Äxte setzt ein Bewusstwerdensprozess ein, der dem Betrachter klar macht, dass Gewalt zerteilen, verletzen und auslöschen kann – so wie einer mit der Axt ein Holzscheit spalten oder einen Menschen umbringen und Glas in tausend Stücke zerspringen kann.“

 

Sebastian Richter: „Axe 1 + Axe 2“ – English

These two axes are one of the museum’s most recent acquisitions for the international studio glass collection. These were part of the 3rd European Glass Prize awarded in Coburg in 2011.  

An everyday wooden handle with a glass blade and an everyday iron axe blade with a glass handle are placed next to one another in Sebastian Richter’s Axe 1 and Axe 2. Richter lives in Halle, which is the 2nd centre of innovative glass art after Munich.

The fascinating thing about Richter’s Axes is not the technical, but the artistic concept, which epitomizes the contemporary Studio Glass generation. Everyday objects made of glass appear remarkably often because the disassociation the material glass induces evokes an unfamiliar perception in the viewer and creates a new awareness in the conscious mind. Richter plays on this irritation in the viewer who asks whether a real axe ever seemed as threatening as these two disassociated „Axes.“   

„Because violence and force“ – says Richter – „ are ubiquitous in our society today, we react indifferently to them, have become used to them. The realisation process that takes place when looking at the axes makes it clear to the viewer that force and violence can divide, wound and extinguish – just as an axe can split a log, kill a person and shatter glass into a thousand pieces.“