Wertheim ist heute nach Mainz das zweitgrößte Zentrum der deutschen Laborglas-Industrie.
Begonnen hat diese Entwicklung um 1950 mit dem Bau einer Glashütte. Fünf Glasunternehmer aus Thüringen sicherten sich damit ihre Rohstoffquelle: Rudolf Brand, Dr. Fritz Friedrichs, Josef Friedrichs, Dr. Hans Löber und Carl Zitzmann. Im April 1950 schmolzen sie im neu gegründeten „Glaswerk Wertheim“ das erste Glas. Damit startete die Stadt Wertheim das Projekt „Glasindustrie Wertheim“. Mit die ersten, die auf Wertheimer Boden Wertheimer Glas verarbeiteten, waren die Firmen Alfi, Amarell, Brand, Graf, Helios, Normschliff und Schneider. Nur kurze Zeit später belieferte das „Glaswerk Wertheim“ rund 100 Glas verarbeitende Betriebe mit Rohglas und Halbfabrikaten. In den 1970er Jahren arbeiteten hier etwa 3.000 Menschen, heute sind es ungefähr 1.700.
1972 kam die zweite Glasschmelze nach Wertheim. Das „Glaswerk Schuller“, heute Johns Manville, hatte sich bereits 1952 mit der Produktion von Textilglasprodukten in Wertheim angesiedelt. Textilglasprodukte sind umgangssprachlich auch als „Glaswolle“ bekannt, Heute besitzt Johns Manville eine eigene Hütte mit zwei Öfen à 60 Tonnen.
Und spätestens 1973 zeigte sich: „Industrie schafft Kultur“: Zu diesem Zeitpunkt beschloss der erste Geschäftsführer des Glaswerks, der Glasphysiker Dr. Hans Löber, die Vielseitigkeit des Werkstoffes Glas der Öffentlichkeit vorzustellen. Er gründete einen Verein, um 1976 das Glasmuseum Wertheim zu eröffnen!
Das „Glaswerk Wertheim“, inzwischen in Besitz von DWK Life Sciences Mainz, wurde 1994 geschlossen. Aus der letzten Glasschmelze haben Wertheimer Glasgestalter in Kooperation mit dem Glasmuseum und der Industrie Glasbausteine geschmolzen und die Glaspyramide am Mainpark gebaut.