Isabelle Böhm: „Weinende“ – Deutsch/German

Zu den zahlreichen Frauen, die heute mit Glas künstlerisch am Ofen arbeiten, gehört die in der Glasstadt Wertheim aufgewachsene Isabelle Böhm. Am Institut für Künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen der Hochschule Koblenz studierte sie Freie Kunst Glas bei den Professoren Ingrid Conrad-Lindig und Jens Gussek.

Die Maria, die Sie hier vor sich sehen, nennt Isabelle Böhm „Weinende“. Es ist eine Maria, die Blut weint. Böhm orientiert sich dabei an den immer wieder auftretenden Berichten von Marienfiguren, die auf wundersame Weise Blut geweint haben sollen. Maria sei

sowohl Kultbild als auch Konsumprodukt und jeder kann sie in sich oder auch als kitschiges Souvenir bei sich tragen. Der Glaube – so Böhm – ist etwas nicht Greifbares und so zerbrechlich wie Glas.

Böhm hat ihre „Weinende“ 2012 aus weißem Knochenglas in Vollverschmelzung gefertigt. Die Künstlerin modelliert zunächst eine Positiv-Form aus Wachs. Anschließend baut sie um dieses Positiv herum eine Negativ-Form aus einem Gips-Schamotte-Gemisch. Dann schmilzt die Künstlerin das zuvor mühsam modellierte Positiv wieder aus dem Gips-Schamotte-Negativ heraus, um Platz für das Glas zu machen.

Jetzt befüllt sie die Gips-Schamotte-Form mit Glaskröseln und heizt gleichzeitig die Temperatur des Ofens auf ca. 850 Grad Celisus auf, um das Glas zum Schmelzen zu bringen.  Bis zu 10 Stunden kann dieser Vorgang dauern, bis sich das Glas vollständig der Form angepasst hat. Wichtig nach dem Schmelzprozess ist das langsame Herunterkühlen des Glases. Ohne diesen Kühl- oder Entspannungsprozess würde das Glas in tausend Teile zerspringen.

 

Isabelle Böhm: „The Weeping“- English

Many women work artistically with glass using a furnace today and one of these, Isabelle Böhm, grew up in the glass centre of Wertheim. She studied the free art of glass at the institute of artistic ceramics and glass in Höhr-Grenzhausen and at Koblenz University of Applied Science under professors Ingrid Conrad-Lindig and Jens Gussek.

Isabelle Böhm has called the figure of Mary in front of you, „The Weeping,“ and it is a Mary that sheds blood tears like the ones repeatedly reported in the news who by way of a miracle seem to cry tears of blood. Mary is just as much a cult figure as a consumer product that can be carried inside everyone, or as a tacky souvenir. According to Böhm the belief in her is something intangible and therefore as fragile as glass.

Böhm made her Mary from milk glass in 2012 using the full-melting method. The artist first made the model out of wax and then moulded a plaster of paris and chamotte mould around it. She then melted the painstakingly detailed wax model and removed from the inside of the mould to make room for the glass.  

Then she filled the plaster of paris-chamotte mould with glass frit and simultaneously heated the glass-melting furnace to around 850 degrees Celcius to melt the glass. The glass can take up to10 hours to shape to the mould completely. A long cooling phase after the melting process is extremely important otherwise it can shatter into a thousand pieces.