Glas A – Z / Glas A – B

Glas A – B

A – Aegyptisches Glas

Glasmuseum Wertheim

A – Aegyptisches Glas, u. a. Glasperlen, Amulettanhänger und kleine Gefäße für kostbare Salben und Öle, fertigten Glasmacher in Ägypten seit etwa 1500 v. Chr. Dabei hat man wohl zunächst importiertes Rohglas in Form von Brocken oder gefärbten Glasbarren aus Vorderasien (u. a. Mesopotamien) verwendet. Früheste entdeckte Glaswerkstätten in Ägypten liegen im Bereich des Palastes Amenophis III. (um 1388-1351 v. Chr.) und in el-Amarna.

Die Herstellungstechnik – das Formen um einen Kern – war aufwendig und schwierig. Ägyptisches Glas galt daher als ausgesprochenes Luxusglas, hergestellt für den Bedarf des Hofes oder als wertvolle Geschenke im Dienste der Diplomatie.

A – Alabastron, Aryballos, Amphoriskos

Glasmuseum Wertheim

A wie Alabastron, Aryballos, Amphoriskos und andere in der kerngeformten Technik hergestellten Luxussalbgefäße, die im Glasmuseum zu sehen sind, stammen aus dem 6. bis 1. Jh. v. Chr. – der zweiten Blütezeit ägyptischer Glaskunst.

Im Gegensatz zu den im 2. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien und Ägypten hergestellten Gefäßen, bei denen der Korpus über einen Kern gesintert (in Glaspulver gewälzt) wurde, werden bei den späten Kerngefäßen sowohl Korpus als auch Dekor um den Kern gewickelt. Dies ermöglichte eine schnellere Fertigung und größere Produktivität.

Die Technik hat sich ausgehend vom östlichen Mittelmeergebiet mit Rhodos als Zentrum bis später auch nach Italien ausgebreitet. Im Unterschied zu den späten Kerngefäßen war die Oberfläche der frühen ägyptischen Kerngefäße wesentlich glatter und glänzender und das Glas hatte weniger Luftblasen.

A – Antikes Glas

Glasmuseum Wertheim

A wie Antikes Glas steht für die römische Glaskunst (ca. 2. bis 6. Jh.). Diatretgläser (von griech. diatreta = Becher mit durchbrochener Arbeit) gehören aufgrund ihres netzartigen, durchbrochenen Dekors von äußerster Zerbrechlichkeit zu den Höhepunkten römischer Glasherstellungs- und -veredelungskunst im 1. bis 4. Jh. n. Chr. Ihren hohen Stand und enormen Aufschwung verdankt die römische Glaskunst zwei revolutionären Fortschritten:

  • der Erfindung der Glasmacherpfeife (1.Jh.v.Chr.) und
  • der Entdeckung der künstlichen Entfärbung von Glas.

Die Glasmacherpfeife ermöglichte

  • die serielle Fertigung von einfachem Hohlglas, u. a. Flaschen, Salbgefäße oder Krüge und
  • die Entwicklung vom Luxusglas zum Gebrauchsglas

Rippenschalen wie diese aus dem 1. Jh. v. Chr./Ende 1. Jh. n. Chr. waren aufgrund der einfachen Herstellung laut Rosemarie Lierke (in: Die nicht-geblasenen antiken Glasgefäße. Offenbach 2009) das Erfolgsmodell der antiken Glasproduktion. In Konkurrenz zum geblasenen Glas entstand in ein bis zwei Minuten auf einer Drehscheibe eine Rippenschale, indem ein heißer Glaskuchen über eine Kernform abgesenkt und mit Werkzeugen weiterbearbeitet wurde.

A – Alembik, Arzneigläser, Apothekengefäße

Glasmuseum Wertheim

A wie Alembik, Arzneigläser, Apothekengefäße und die Vorzüge von Glas für medizinische und chemische Zwecke erkannten bereits die antiken Alchimisten. Glas war ideal für die alchimistisch-chemischen Prozesse sowie zur Aufbewahrung von flüssigen und festen Stoffen.

A – Ampullen

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A wie Ampullen für pharmazeutische, medizinische und industrielle Zwecke werden nach ihrer Verwendung dem Sektor Behälter- und Verpackungsglas zugerechnet. Ampullen gehören zu den Produkten der Wertheimer Spezialglasindustrie.

Weiteres Glas unter A:

Abklärflasche, Aräometer, Autospiegel

B – Briefbeschwerer

Glasmuseum Wertheim
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B wie Briefbeschwerer (engl. paperweights, frz. presse-papiers) „Klassiker“ (1840-60 und 1900)Beliebte Motive „Millefioris“ („Tausendblumengläser“)Hergestellt z. B. in Schlesien/ Böhmen (Josephinenhütte, Haida/Novy Bor), Italien/Venedig,

Frankreich (Baccarat, Saint-Louis, Clichy)

Volkskunst-„Klassiker“ (1860/70-1930/45)Häufigste Motive: „Trompetenblumen“, „Fünf-Blasen-Paperweights“, Blumen und Tiere. Hergestellt während der Arbeitspausen, z. B. in Gablonz/Böhmen und Lauscha/Thüringen

Sammlerstücke (1950 bis heute)hergestellt in limitierten Serien am eigenen Studioofen oder in großen Glasmanufakturen in der ganzen Welt.

„Scharlachroter Tanager“, 1986, von Rick Ayotte, USA

B – Bauernsilber

Glasmuseum Wertheim

B wie Bauernsilber ist benannt nach dem Hauptabnehmerkreis im 19. Jahrhundert: Bauern und arme Pfarreien. Das innen versilberte Glas diente als Ersatz für die teuren silbernen Gefäße und Heiligenfiguren, die die Altäre in den Kirchen und zu Hause schmückten. Nachdem heißes Glas in einer zweischaligen Form aufgeblasen wurde, wurde flüssiges Silbernitrat in einem Loch am Boden eingefüllt. Anschließend wurde das Loch verschlossen und das Glas bemalt.

B – Barometer

Glasmuseum Wertheim

B wie Barometer sind Messgerät zum Messen des Luftdrucks. Thermometer, Butyrometer (Fettmesser) und andere gläserne Messgeräte, die heute noch in Wertheim hergestellt werden, gehören zu den ersten Erzeugnissen der in Wertheim nach dem Zweiten Weltkrieg (1938-45) niedergelassenen Glasbläsern: den Thermometerglasbläsern.

B – Böhmisches Glas

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B wie Böhmisches Glas von hoher Reinheit und Lichtbrechung, mit oder ohne farbigen Überfang, war aufgrund seines Glanzes und kunstvoller Schliff- und Schnittmotive bevorzugtes Glas im Barock, Rokoko und Biedermeier (um 1685 – 1850).

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Besonders beliebt waren Trinkgläser mit Balusterschaft, Pokale, Ranftbecher, Zwischengold- und Goldrubingläser.

B – Beryll > Brille

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B wie Brille und Beryll: Im 13. Jh. war es sehr schwer, farbloses, ganz durchsichtiges Glas herzustellen. Daher verwendeten die Mönche für die Herstellung ihrer Lesesteine, den ersten Sehhilfen, den Bergkristall oder Halbedelstein „Beryll“.
Von „Beryll“ hat sich später das Wort „Brille“ abgeleitet.